Wie ihr ja wißt, vermieten wir das kleine Hüttchen, in dem Papa mal gewohnt hat. Und ja, es ist nur eine kleine Hütte und nichts besonderes, aber mir persönlich liegt sie doch am Herzen, zumal ich dort viele Stunden gewerkelt habe und auch einige Erinnerungen darin wohnen.
Nun kam schon vor Weihnachten eine sehr spontane, telefonische Anfrage einer jungen Frau, die das Haus am liebsten “heute” noch mieten wollte. 3 Tage, eine Person. Ich habe erklärt, dass es erst ab fünf Tagen geht, dass es Vorbereitungszeit braucht und der Zeitraum nicht mehr passt, weil schon neue Gäste im Plan standen.
Sie rief dann nochmal an, bereit auch fünf Tage zu kommen, aber es passte ja dennoch nicht mehr mit der Zeit. Nun rief sie heute wieder an – 7 Tage. Nur sie alleine. Ab morgen. Seltsam. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend bat ich sie um ihre Mailadresse, um den Mietvertrag zuzusenden. Email geht nicht, sie hätte keine Ahnung davon. Ok. Messenger? Signal nicht, aber WhatsApp. Ich teilte ihr also mit, ich bräuchte Namen und Wohnort. (Bis dato kannte ich nur den Vornamen). Ich bekam die Kopie eines rumänischen Ausweises und eine Meldebescheinigung. Kurz gesucht: Absoluter sozialer Brennpunkt, hohe Perspektivlosigkeit, hohe Kriminalitätsrate.
Nach einiger Überlegung habe ich mich daran erinnert, dass ich – wann immer ich dieses mulmige Gefühl ignoriert habe – es schnell bereut habe. Warum also ein Risiko eingehen? Nur, weil ich nicht NEIN sagen kann? Das muss ich endlich lernen. Ich habe also abgesagt. Mit gemischten Gefühlen. Vorab hatte ich gelesen, von Scheckbetrügern, zu hohen Überweisungen, ausgeräumten oder verwüsteten Ferienwohnungen. Und klar, ich weiß, dass ab einem gewissen sozialen Hintergrund man zwar Recht bekommt, aber meist trotzdem nichts zu holen ist.
Zeitgleich hätte es mir gut gefallen, jemandem, der es sicher nicht leicht im Leben hat, eine Zeit lang ein kleines bisschen Idylle zu geben, ein bisschen Licht. Naiv? Und hab ich nicht schon genug Probleme und Gedöns zu regeln? Egoistisch? Puh. Die Gedanken kreisen um soziale Ungerechtigkeit, fremde Lebensrealitäten, eigene Probleme und ich fühle mich am Ende des Tages wie durch den Wolf gedreht. Der Gedanke, einem Menschen vielleicht Unrecht getan zu haben gefällt mir genauso wenig wie der Gedanke, durch Naivität in die Seife zu gehen. Hier gibt es wohl keine brauchbare Lösung, das muss an anderer Stelle geregelt werden. Und wieder mal hofft man auf eine deutlich gerechtere Welt, in der es einfacher gerade laufen kann. Soziale Brennpunkte – die Beseitigung derselben sollte ganz oben auf der Tagesordnung stehen. Und zwar nicht, indem man unter den Teppich kehrt, sondern indem man den Menschen da raus hilft.